In Steglitz lebten 1933 3.200 Glaubensjuden.
Aber wie viele Christen jüdischer Herkunft lebten zur gleichen Zeit in Steglitz?
Darüber liegen keine Zahlen vor. Da die meisten dieser Menschen in sogenannten
„Mischehen“ lebten, versuchten sie, ihre Identität zunächst geheim zu halten,
fühlten sie sich doch oft seit Generationen der evangelischen Kirche zugehörig.
Sie verweigerten sich der organisierten Selbsthilfe, die 1933 mit der Gründung
des Reichsverbandes christlich-deutscher Staatsbürger nicht arischer oder
nicht rein arischer Abstammung, später umbenannt in Paulus Bund,
ins Werk gesetzt wurde. Dass ein evangelischer Pfarrer, der stramme Nationalsozialist
Dr. Karl Themel, als Leiter der Kirchenbuchstelle Alt-Berlin seit 1933 eine
„Judenkartei“ über Täuflinge jüdischer Herkunft aus den Kirchenbüchern von
1750 bis 1874 erarbeitete und an die Reichsstelle für Sippenforschung lieferte,
wurde zwar 1936 im Völkischen Beobachter veröffentlicht. Aber wussten das
die Betroffenen?
Mit der Volkszählung 1939 war eine
Geheimhaltung der jüdischen Abstammung nicht mehr möglich. Die Menschen jüdischer
Herkunft wurden unterschiedslos in „Volljuden, Mischlinge 1. und 2. Grades“
ohne Rücksicht auf ihre durch die Taufe erklärte Religionszugehörigkeit klassifiziert
und entsprechend den Verfolgern ans Messer geliefert.
Wie ging die Kirche mit diesen Menschen
um?
1933 hatte die „braune Synode“ der
preußischen Landeskirche ohne Zwang den „Arierparagraphen“ übernommen. Die
Folge waren nicht nur Entlassungen von Pfarrern jüdischen Ursprungs aus kirchlichen
Diensten sondern auch anderer kirchlicher Mitarbeiter..
Für die Christen jüdischer Herkunft
gab es praktisch seit Frühjahr 1937 mit dem Verbot der Nachfolgeorganisation
des Paulus-Bundes keine organisierte Selbsthilfe mehr. Daran änderte auch
die Einrichtung des Büros Pfarrer Grüber nichts Wesentliches mehr.
Mit der Gründung des Pfarrernotbundes
kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern der Bekennenden
Kirche und den Deutschen Christen, die die Fürsorge für die diskriminierten
Christen jüdischer Herkunft aus dem Blickfeld geraten ließen.
Darüber hinaus machten auch Pfarrer
der Bekennenden Kirche keinen Hehl aus ihrem Antisemitismus. Ich zitiere aus
einem Brief des späteren Bischofs Dibelius, der nach seiner Suspendierung
1933 an den Evangelischen Oberkirchenrat in einem Brief den folgenden Satz
schrieb. Zitat:
„Ich
bin als deutscher Student Mitglied des Vereins deutscher Studenten geworden
und habe schon während meiner Studienzeit im Kampf gegen Judentum und Sozialdemokratie
gestanden.“
Zu seiner Ehrenrettung muss gesagt
werden, dass er sich später engagiert in der Bekennenden Kirche einsetzte.
Mit zunehmender Verschärfung der kirchenpolitischen
Auseinandersetzungen und mit den 1940 beginnenden Deportationen verfügte das
Konsistorium, den Pfarrern das Taufen von Menschen jüdischer Herkunft zu untersagen
und verpflichtete die Gemeindekirchenräte, Beschlüsse zu fassen, Christen
jüdischer Herkunft die Teilnahme am Gottesdienst zu verwehren. Ich zitiere
den GKR-Beschluss aus einer Innenstadtgemeinde:
„Der
Zutritt von Personen, welche den Judenstern tragen müssen, ist nicht erwünscht,
solange eine generelle Regelung nicht erfolgt ist.“
Die DC-dominierte Kirchenleitung schreckte
nicht davor zurück, Pfarrer, die dieser Aufforderung nicht nachkamen, zu maßregeln.
Einer von dem Konsistorialrat Nordmann
1941 gemaßregelten Pfarrer war der Emeritus Ernst Althausen, selbst jüdischer
Herkunft, der im Auftrag von Pfarrer Grüber Juden taufte. In einem zynischen
handschriftlichen Aktenvermerk zu dieser Maßregelung wurde dazu geschrieben,
ich zitiere:
„Wie
die Dinge liegen, kann doch wohl am besten abgewartet werden, ob nicht das
im Werke befindliche Abschieben der Juden die ganze Frage ... gegenstandslos
macht.“
Die Christen jüdischer Herkunft blieben
in den Augen der Kirche eine quantité négligeable. Auch nach dem Krieg blieben
diese Menschen unbeachtet.
Und es muss mit Beschämung gesagt
werden, dass wir als Gemeindemitglieder uns lange, zu lange, dieser Mitglieder
unserer Gemeinden nicht erinnert haben.
Seit 2002 hat dieser Erinnerungsprozess
nun ganz allmählich begonnen, und ein Ergebnis ist zum einen die Ausstellung
hier in Ihrer Gemeinde, die nun zum Abschluss kommt.
Zum anderen haben sich Vertreter aus
zwölf Berliner Kirchengemeinden auf Spurensuche in Taufbüchern gemacht, um
dem Geschick der Christen jüdischer Herkunft in ihren Gemeinden nachzugehen
und mit Hilfe umfangreicher Recherchen Biographien zu rekonstruieren, wenn
auch oft nur bruchstückhaft. Die Ergebnisse dieser Recherchen wurden in eine
Taufbuchbuchdatenbank im Evangelischen Landeskirchlichen Archiv in Berlin
eingegeben, unterliegen aber strengen Datenschutzbestimmungen, so dass nicht
jeder Einsicht nehmen kann. Das, was veröffentlicht werden darf, haben wir
in dem Buch „Evangelisch getauft – als Juden verfolgt“ bekannt gemacht.
Ich möchte im Folgenden die Ergebnisse
für die fünf Lichterfelder und zwei Steglitzer Gemeinden, nämlich die Matthäus-
und die Lukasgemeinde, vorstellen.
Eine Möglichkeit, wenigstens annäherungsweise
einen Überblick über Christen jüdischer Herkunft zu erhalten, bietet die Durchsicht
der Taufbücher, weil in ihnen die Religionszugehörigkeit der Eltern vermerkt
ist. Doch auch diese Durchsicht ist unvollständig, weil in vielen Fällen gar
keine Religionszugehörigkeit der Eltern angegeben ist und in den Fällen, in
denen die jüdischen Eltern sich selbst hatten taufen lassen, die jüdische
Herkunft der Täuflinge nicht mehr zu erkennen ist.
In der Johannesgemeinde haben wir
seit 2004 nach einem entsprechenden GKR-Beschluss begonnen, Stolpersteine
für deportierte Nachbarn zu verlegen. Dabei fiel in mehreren Fällen auf, dass
diese Deportierten in ihren vor der Deportation geforderten Vermögenserklärungen
des Oberfinanzpräsidenten auf die Frage nach der Konfession evangelisch angegeben
hatten. Natürlich finden sich in diesen Vermögenserklärungen keine Angaben
über die Taufdaten und Tauforte. Hierüber konnten in Einzelfällen Taufbuchrecherchen
Auskunft geben.
In Groß-Lichterfelde fanden wir seit
1887 149, in Steglitz seit 1880 160 in Matthäus und seit 1919 27 in Lukas.
Von diesen 336 Täuflingen wurden 204 im Kindesalter und 133 im Erwachsenenalter
getauft. Die überwiegende Anzahl der Täuflinge kam aus sogenannten Mischehen,
nur bei der Erwachsenentaufe gehörten fast immer beide Eltern der mosaischen
Religionsgemeinschaft an.
Neben der Erfassung der Täuflinge
interessierte uns besonders, ob es einen Anstieg der Taufzahlen in den Jahren
1933-1945 gegeben hat. Insgesamt wurden in diesen Jahren in den untersuchten
Gemeinden 84 Menschen jüdischer Herkunft getauft. Dabei fällt auf, dass in
Lichterfelde 25 Menschen aus anderen Stadtbezirken die Taufe erbaten. In Matthäus
waren es drei und in Lukas keiner.
Einen Hinweis darauf, dass einzelne
Pfarrer in dieser Zeit keine Menschen jüdischer Herkunft tauften, gibt es
nicht.
Lag das möglicherweise daran, dass
sowohl in Lichterfelde als auch in Steglitz die überwiegende Zahl der Pfarrer,
insgesamt 18 von 22 Pfarrern, der Bekennenden Kirche angehörten?
Viele von ihnen waren Verhaftungen,
Suspendierungen, Redeverbot und Ausweisung aus der Stadt ausgesetzt. Ich nenne
nur einige: Superintendent Diestel und die Pfarrer Asmussen, Bergemann, Großmann,
Grüneisen, von Lutzki, Petersen, Praetorius und Wendland. Von Niemöller, Müller-Dahlem,
Lilje und Gollwitzer ganz zu schweigen.
Was ist mit den Täuflingen und ihren
Angehörigen während des Dritten Reichs passiert?
Insgesamt 16 Täuflinge wurden deportiert
und umgebracht, zwei wurden deportiert und überlebten Theresienstadt. Ein
dritter überlebte Sachsenhausen und anschließende Zwangsarbeit, ein vierter
starb in Sachsenhausen, ein fünfter verübte Suizid nach der Reichspogromnacht.
Darüber hinaus wurden 36 Angehörige von diesen Täuflingen deportiert und
kamen in den Vernichtungslagern um.
Angesichts dieser nüchternen Zahlen
erschüttern die in mühseligen Recherchen rekonstruierten Biographien dieser
Täuflinge, und man kommt nicht über die Frage hinweg, wie konnte es kommen,
dass diese Menschen trotz ihrer Zugehörigkeit zu unseren Gemeinden diesen
Weg gehen mussten? Sie waren getauft, lebten in ihren Gemeinden, ja, sie wirkten
aktiv für den Schutz ihrer Glaubensgenossen, wie z.B. Dr. Richard Kobrak aus
Lankwitz, der die Wohlfahrtsabteilung des Büros Pfarrer Grüber leitete. Geboren
in Breslau und, wie seine Ehefrau Charlotte, getauft, wurde er mit seiner
Ehefrau nach Auschwitz deportiert und umgebracht.
Wie schon erwähnt, hatten die Gemeinden
oft keinen Pfarrer mehr. Nach Ansicht von Gailus war die Bekennende Kirche
eine von wenigen Pfarrern geleitete Frauenbewegung, die das Gros der Arbeit
dieser oppositionellen Kirchenbewegung von Kollektenbeiträgen über Gottesdienstbesuch
bis zur aktiven Mitarbeit in Bibelkreisen trug. Die Frauen organisierten
Hilfsaktionen für jüdische Gemeindemitglieder und scheuten sich nicht, auch
illegale Wege zu beschreiten. Besonders zu nennen ist hier der Kreis um Helene
Jakobs und Franz Kaufmann in Dahlem und der schon zuvor erwähnte Dr. Richard
Kobrak im Büro Pfarrer Grüber.
Der bereits erwähnte Pfarrer Althausen
ließ sich von den angedrohten Maßnahmen gegen ihn nicht beeindrucken und taufte
1941 hier in der Martin-Luther-Gemeinde sieben jüdische Menschen, die alle
aus anderen Stadtbezirken kamen. Drei dieser Täuflinge wurden deportiert.
Pfarrer Althausen überlebte nur, weil er in einer sogenannten „privilegierten
Mischehe“ lebte. Auch Ihr Gemeindepfarrer Hildebrand taufte während des Dritten
Reichs Menschen jüdischer Herkunft, zuletzt 1942.
Ich möchte jetzt stellvertretend für
die vielen in unserem Buch veröffentlichten Lebensschicksale stichpunktartig
einige Kurzbiographien von Menschen aus Lichterfelde und Steglitz schildern:
Frau Irma Christa Lipschitz wurde
am 07. September 1941 von Pfarrer Althausen hier in Ihrer Gemeinde getauft.
Sie kam mit ihrem Ehemann Gregor, der bereits am 05.06.1921 in der Matthäusgemeinde
getauft wurde, nach Auschwitz. Beide wurden dort ermordet. In seiner Vermögenserklärung
hatte Gregor Lipschitz angegeben:
„Wie mein Pflegevater mir vor seinem Tode erklärt hat, waren meine leiblichen
Eltern arisch-schwedischer Herkunft, doch habe ich es nicht nachweisen können.“
Aus dem Taufbuch der Matthäusgemeinde
geht jedoch hervor, dass seine beiden Eltern, wie auch bei der Taufe seines
Bruders Kasimir fünf Jahre später eingetragen, als mosaisch angegeben werden.
Es wurde eben auch mit allen Mitteln versucht, der drohenden Deportation zu
entgehen.
Das Arztehepaar Dr. Ernst Hugo Steiner
und seine Frau Hedwig Martha wurde am 07. September 1941 ebenfalls hier in
der Martin-Luthergemeinde getauft. Beide wurden am 03.Oktober 1942 nach Theresienstadt
deportiert. Sie überlebten und kehrten im August 1945 nach Berlin zurück.
Dr. Steiner hat sich später in einem Briefwechsel mit dem Autor des Buches
„Als die Zeugen schwiegen“ kritisch zum Umgang der Gemeinden mit Christen
jüdischer Herkunft in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft geäußert,
ich zitiere:
„Es
gab nur wenige Pfarrer in Berlin, die den Mut aufbrachten wie er [gemeint
ist Pfarrer Dr. Jannasch, Verf.], aber immerhin es gab eine kleine Anzahl.
Das soll kein Lob für die Kirche im allgemeinen sein, denn das Gegenteil wurde
leider häufig beobachtet.“
Er schreibt im Weiteren über die Laientätigkeit
im evangelisch christlichen Sinn in Theresienstadt, wo der Oberlandesgerichtsrat
Arthur Goldschmidt aus Hamburg und der Rechtsanwalt Georg Hamburger aus Berlin
gegen den Widerstand der SS eine christliche Betreuung der Inhaftierten gestalteten
und eine christliche Bestattung der Verstorbenen durchsetzten, die zuvor nur
nach jüdischem Ritus beigesetzt wurden.
Zu den in Theresienstadt umgekommenen
Christen jüdischer Herkunft gehört auch der 1860 geborene und im Säuglingsalter
in der Nicolaikirche getaufte Rechtsanwalt Ernst Gotthelf Springer, der in
Lichterfelde-Ost lebte. 1943 wurde er zunächst für 24 Stunden in der Rosenstraße
verhaftet (Stichwort Fabrikaktion) und hat in einem achtseitigen Manuskript
darüber berichtet. 1944 im Alter von 84 Jahren wurde er nach Theresienstadt
deportiert und starb nur drei Monate später an einer dort grassierenden Durchfallerkrankung.
Der überlebende Arthur Goldschmidt, berichtete Ende 1945 der in Berlin lebenden
Tochter von Herrn Springer, ich zitiere:
„Über
seine religiöse Einstellung brauche ich Ihnen nichts zu sagen: er war voller
Gottvertrauen, und wenn er mich in meiner Eigenschaft als Seelsorger zu sprechen
wünschte, so war er in seinem Glauben stark genug, um eines Trostes nicht
zu bedürfen.“
Diese herausgegriffenen Zeugnisse
lassen uns nur ungenügend ahnen, welche Versäumnisse der Institution Kirche
während des Nationalsozialismus vorzuwerfen sind. Und es lässt einen völlig
ratlos, warum die Kirche sich erst Jahrzehnte später dieser Menschen erinnert.
Die frühen Nachkriegsschuldbekenntnisse enthalten keine Stellungnahme zu den
Juden und schon gar nicht zu den Christen jüdischer Herkunft.
Und der genannte Pfarrer Dr. Themel
wurde nach dem Krieg nach mehreren Spruchkammerverfahren ab 1954 rehabilitiert
und zum Sachbearbeiter für das Archiv- und Kirchenbuchwesen bestellt. Sollte
es da einen Zusammenhang damit geben, dass etliche Aktenbestände nur unvollständig
oder gar nicht mehr vorhanden sind?
Zu den 3.700 bei unseren Recherchen
gefundenen Christen jüdischer Herkunft kommen 2.900 aus der Judenkartei des
Pfarrers Dr. Themel hinzu. Wie viele aus den anderen Gemeinden, die sich nicht
an diesen Recherchen beteiligt haben, noch hinzukommen würden, ist unbekannt.
Von diesen 6.600 Menschen wurden 315 deportiert, die Überlebenden kann man
an einer Hand abzählen.
Dass wir jetzt mit dieser Ausstellung
hier in Ihrer Kirche und unseren Taufbuchrecherchen angefangen haben, überhaupt
nach diesen Menschen zu fragen und zu suchen, ist zwar spät, aber nicht zu
spät. Die Gemeinden sollten sich aufmachen und Nachforschungen anstellen,
um vielleicht auch noch Zeitzeugen zu finden, denen sie vermitteln sollten:
Wir erinnern uns, wir bekennen die Versäumnisse unserer Vorfahren, Ihr seid
uns nicht gleichgültig.
Für mich war es besonders bewegend,
als Frau Gerda Holtz, geborene Maison, am 03. Februar hier bei dem Zeitzeugengespräch
die Situation dieser ausgegrenzten Menschen auf den Punkt brachte und sagte:
„Ich habe Jahrzehnte darauf gewartet, dass sich jemand für unser Schicksal
interessiert. Ich dachte immer, niemand will etwas von uns wissen, wir sind
vergessen.“
Eine schallendere Ohrfeige kann es
für uns kaum geben.
Von einer anderen Zeitzeugin, Erika
Smeets, geborene Freudenberg, „Mischling I. Grades“, war zu erfahren, dass
sie selbst sich über Jahrzehnte nicht getraut hat, über ihre Erlebnisse zu
sprechen. Erst als ihre Enkelkinder sie drängten, hat sie begonnen zu erzählen.
Sie wurde als Säugling in der Matthäusgemeinde getauft, wuchs in der Johannesgemeinde
auf, wurde dort 1938 von Pfarrer Asmussen konfirmiert, wurde vorübergehend
im Haushalt des Jugendpfarrers Eugen Weschke in der Paulusgemeinde aufgenommen,
suchte Schutz im evangelischen Diakonissenhaus in Köpenick bei Pfarrer Siegmund-Schultze,
tauchte schließlich unter, floh mit ihrer evangelischen Mutter vor den Russen
in die Tschechoslowakei und entkam nach dem Krieg nach Holland. 2006 kehrte
sie zum ersten Mal in die Johannesgemeinde zurück. Sie können ihre Schilderungen
auf der hier von Jugendlichen der Johannesgemeinde hergestellten DVD hören.
Erst jetzt, im Alter von 82 Jahren, hat sie ihre Ängste verloren und stellt
sich den Fragen fremder Menschen. Sie reicht die Hand zur Versöhnung. Das
nenne ich menschliche Größe.
Die Formen der Erinnerung können sehr
unterschiedlich sein. Die Dreifaltigkeitsgemeinde hat 2007 eine Erinnerungstafel
in ihrer Kirche aufgehängt. In Ihrer Gemeinde hier haben Sie angefangen, nach
Menschen jüdischer Herkunft zu suchen und ihre Namen in einem Gedenkgottesdienst
zu verlesen, was wir in der Johannesgemeinde in einem Gedenkgottesdienst im
Jahr 2007 ebenfalls gemacht haben.
Der 09. November des vergangenen Jahres
war in allen Gemeinden in unterschiedlicher Weise der Erinnerung gewidmet.
Als sichtbares Zeichen unserer Erinnerung
und Beschämung möchte ich Sie jetzt bitten sich zu erheben. Ich werde die
Namen der aus den Taufbuch- und Stolpersteinrecherchen gefundenen deportierten
Christen jüdischer Herkunft und ihrer Ehepartner verlesen.
Deportierte Christen jüdischer Herkunft
in Lichterfelde und Steglitz
Block |
Friedrich Wilhelm Moritz |
47 Jahre |
Suizid |
Feldheim |
Eugen |
67 Jahre |
Sachsenhausen |
Grelling |
Kurt |
56 Jahre |
Auschwitz |
Grelling |
Margarete |
44 Jahre |
Auschwitz |
Knick |
Helmut |
33 Jahre |
Auschwitz |
Kobrak |
Richard |
53 Jahre |
Auschwitz |
Kobrak |
Charlotte |
51 Jahre |
Auschwitz |
Landau |
Siegfried Johannes |
64 Jahre |
Riga |
Lewin |
Siegbert |
67 Jahre |
Riga |
Lewin |
Gertrud |
52 Jahre |
Riga |
Lipschitz |
Irma Christa |
47 Jahre |
Auschwitz |
Lipschitz |
Gregor |
50 Jahre |
Auschwitz |
Lubszynski |
Erich Rudolf |
52 Jahre |
Auschwitz |
Morgenstern |
Ott Ludwig Martin |
82 Jahre |
Theresienstadt |
Oettinger |
Karl Albert Hans Heinz |
39 Jahre |
Auschwitz |
Oettinger |
Regina |
44 Jahre |
Auschwitz |
Prager |
Margarete Anna |
53 Jahre |
Auschwitz |
Sievers |
Marie |
66 Jahre |
Theresienstadt |
Springer |
Ernst Gotthelf |
84 Jahre |
Theresienstadt |
Steiner |
Ernst Hugo |
63 Jahre |
Theresienstadt |
Steiner |
Hedwig Martha |
65 Jahre |
Theresienstadt |
Sternberg |
Paul Alexander |
58 Jahre |
Auschwitz |
von Eppstein |
Georg Johannes Friedrich |
68 Jahre |
Theresienstadt |
Weinberg |
Ella |
54 Jahre |
Riga |
Wolf |
Betty |
42 Jahre |
Auschwitz |
Wolf |
Gisela |
44 Jahre |
Auschwitz |
Wolf |
Elfriede |
54 Jahre |
Sobibor |
Wolf |
Luise |
82 Jahre |
Theresienstadt |