„Hamburger Lebensläufe -
Werkstatt der Erinnerung“: Unter diesem Titel wurden seit 1990 über
400 Interviews mit Menschen geführt, die während der NS-Diktatur
verfolgt wurden. Exemplarisch vorgestellt werden hier die
Erfahrungen von Juden, die zur Emigration gezwungen oder verschleppt
wurden, und von „Halbjuden“, die gleichsam als Grenzgänger
„Normalität“ und Verfolgung lebten. Es folgen biografische Studien
über verfolgte Sozialdemokraten und Kommunisten sowie zu jungen
Erwachsenen aus dem bürgerlichen Milieu, die nicht im politischen
Strom der Zeit schwammen.
Seit dem Erlass der Nürnberger
Gesetze 1935 wurde zwischen „Volljuden“ und „Mischlingen“
unterschieden. Als „Halbjuden“ oder „Mischlinge ersten Grades“
galten Menschen mit zwei Großelternteilen, die der jüdischen
Religion angehörten; als „Vierteljuden“ oder „Mischlinge zweiten
Grades“ galten Menschen mit einem jüdischen Großelternteil.
In den Interviews werden die
Familiengeschichte, die veränderte Situation nach 1933 und das
unterschiedliche Ausmaß der Verfolgung thematisiert. Angesprochen
wird u.a. Ausgrenzung in Schule und Beruf, Verhaftung und
Deportation von Familienangehörigen und Zwangsarbeit. Außerdem geht
es um das Selbstverständnis der Befragten und die Verarbeitung der
Verfolgungserfahrungen. |