Jochen Klepper, geboren am 22. März
1903 im niederschlesischen Beuthen an der Oder, entstammt er einem
evangelischen Pfarrhaus. In Breslau und Erlangen studiert er
Theologie, wegen seiner äußerst labilen Gesundheit beendet er aber
das Studium nicht zur Gänze. Statt dessen geht er in die kirchliche
Presse- und Rundfunkarbeit.
1929 lernt er seine spätere Frau, die
verwitwete Johanna Stein, geb. Gerstel, kennen, 1931 heiraten sie.
Hanni ist Jüdin aus einer alten vornehmen jüdischen Familie und
bringt zwei Töchter, Brigitte und Renate, in die Ehe mit. Die
Hochzeit bedeutet zugleich einen Bruch mit dem Elternhaus und der
Heimat, die Familie übersiedelt nach Berlin. Dort arbeitet Klepper
beim Rundfunk. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird
er 1933 seiner Ehe mit einer Jüdin wegen entlassen, verliert auch
die folgende Tätigkeit 1935 beim Ullstein-Verlag und wird 1937 aus
der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Jochen Klepper hätte
sich retten können, wenn er sich von seiner jüdischen Frau und ihren
Töchtern getrennt hätte. Nach 1938 wuchs die Gefahr für seine Frau
und insbesondere für die beiden Töchter. Brigitte emigrierte im
Frühjahr 1939 nach England. Renate (Reni) konnte sich ebenso wenig
von den Eltern trennen, wie sie von ihr. Ab Dezember 1940 ist
Klepper Soldat und macht die Feldzüge am Balkan und in die Ukraine
mit, wird aber am 22. September 1941 seiner Ehe mit einer Jüdin
wegen “wehrunwürdig“.
Die Tagebuchaufzeichnungen geben
erschütternden Aufschluss über die Ängste und Sorgen, die die
ständig bedrohte Familie durchmacht. Eine Emigration in die Schweiz
ist nicht möglich, doch am 5. Dezember 1942 hatte Schweden die
Einreiseerlaubnis für Renate erteilt.
Nun hängt es nur noch von Eichmann ab,
ob sie fahren kann. Am 9. Dezember verzeichnet Klepper: “Eichmann:
‘Ich habe noch nicht mein endgültiges Ja gesagt.’ Aber ich denke,
die Sache wird klappen.“
Am 10. Dezember 1942, es ist
Donnerstag, hat er den Termin bei Eichmann und soll dessen
endgültige Antwort abholen. Die Antwort muss negativ ausgefallen
sein. Denn die letzte Tagebucheintragung Kleppers an diesem Tag
lautet: “Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst.
Wir sterben nun - ach, auch das steht bei Gott. Wir gehen heute
Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden
das Bild des segnenden Christus, der uns trägt. In dessen Anblick
endet unser Leben.“
Othmar Göhring
gekürzt; vollständiger Text:
www.jcrelations.net
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