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Klepper, Jochen  (3.Aufl., 2005)

Unter dem Schatten deiner Flügel.  Aus den Tagebüchern der Jahre 1932-1942

Verlag: Brunnen-Verlag, Gießen, 674 Seiten
ISBN: 3765518158

 

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Jochen Klepper, geboren am 22. März 1903 im niederschlesischen Beuthen an der Oder, entstammt er einem evangelischen Pfarrhaus. In Breslau und Erlangen studiert er Theologie, wegen seiner äußerst labilen Gesundheit beendet er aber das Studium nicht zur Gänze. Statt dessen geht er in die kirchliche Presse- und Rundfunkarbeit.

1929 lernt er seine spätere Frau, die verwitwete Johanna Stein, geb. Gerstel, kennen, 1931 heiraten sie. Hanni ist Jüdin aus einer alten vornehmen jüdischen Familie und bringt zwei Töchter, Brigitte und Renate, in die Ehe mit. Die Hochzeit bedeutet zugleich einen Bruch mit dem Elternhaus und der Heimat, die Familie übersiedelt nach Berlin. Dort arbeitet Klepper beim Rundfunk. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird er 1933 seiner Ehe mit einer Jüdin wegen entlassen, verliert auch die folgende Tätigkeit 1935 beim Ullstein-Verlag und wird 1937 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Jochen Klepper hätte sich retten können, wenn er sich von seiner jüdischen Frau und ihren Töchtern getrennt hätte. Nach 1938 wuchs die Gefahr für seine Frau und insbesondere für die beiden Töchter. Brigitte emigrierte im Frühjahr 1939 nach England. Renate (Reni) konnte sich ebenso wenig von den Eltern trennen, wie sie von ihr. Ab Dezember 1940 ist Klepper Soldat und macht die Feldzüge am Balkan und in die Ukraine mit, wird aber am 22. September 1941 seiner Ehe mit einer Jüdin wegen “wehrunwürdig“.

Die Tagebuchaufzeichnungen geben erschütternden Aufschluss über die Ängste und Sorgen, die die ständig bedrohte Familie durchmacht. Eine Emigration in die Schweiz ist nicht möglich, doch am 5. Dezember 1942 hatte Schweden die Einreiseerlaubnis für Renate erteilt.

Nun hängt es nur noch von Eichmann ab, ob sie fahren kann. Am 9. Dezember verzeichnet Klepper: “Eichmann: ‘Ich habe noch nicht mein endgültiges Ja gesagt.’ Aber ich denke, die Sache wird klappen.“

Am 10. Dezember 1942, es ist Donnerstag, hat er den Termin bei Eichmann und soll dessen endgültige Antwort abholen. Die Antwort muss negativ ausgefallen sein. Denn die letzte Tagebucheintragung Kleppers an diesem Tag lautet: “Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun - ach, auch das steht bei Gott. Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des segnenden Christus, der uns trägt. In dessen Anblick endet unser Leben.

 

Othmar Göhring

gekürzt; vollständiger Text:
www.jcrelations.net

 

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