Grotesk. Dieses Wort
fährt einem ständig durch den Sinn, wenn man Gert van Laaks
Erlebnisse liest. Das Beispiel der Familie van Laak zeigt zunächst
die groteske oder besser infame Wirkung der "Nürnberger Gesetze",
die den Rassegedanken der nationalsozialistischen Ideologie in das
deutsche Recht einführte; denn die van Laaks waren keine Juden.
Mutter Leonie (genannt Lonny) hatte noch vor der Hochzeit mit
Wilhelm van Laak die jüdische Religion ihrer Eltern verlassen und
war in die katholische Kirche eingetreten. Ihre ebenfalls
katholischen Kinder Gert und Dorle waren nach
nationalsozialistischer Lesart "Halbjuden", ein Begriff, der leider
heute noch in Gebrauch ist.Grotesk ist auch, wie sich van Laaks an
ihr Bekenntnis zur deutschen Kultur und zur deutschen Nation
klammern, während der deutsche Staat ihnen ein Recht nach dem
anderen nimmt -- am Ende sogar das Lebensrecht. So folgt eine
groteske Situation nach der nächsten. Die Offizierswitwe van Laak
erhält weiter ihre Pension, die "Jüdin" van Laak wird enteignet.
Sodann tritt der "Halbjude" Gert van Laak der Hitlerjugend und dem
Nationalsozialistischen Studentenbund bei (und überprüft in dieser
Funktion die "Ariernachweise" der Erstsemester), wo er mit seiner
blendenden Erscheinung und seinen blonden Haaren natürlich nicht
auffällt.
Die nächste Groteske: Der
beginnende Weltkrieg bedeutet Aufatmen! Als freiwillig dienender
Frontsoldat kann Gert van Laak die Wehrmacht als Schutz vor der
Verfolgung nutzen. Erst als er für die Offizierslaufbahn
vorgeschlagen wird, fällt sein fehlender "Ariernachweis" auf. Die
Fürsprache von Vorgesetzten und Kameraden kann den Ausschluss aus
der Wehrmacht nicht mehr verhindern.
Der absolute Höhepunkt
der zahllosen Grotesken ist jedoch, wie Gert van Laak später im
Krieg dem von den Betroffenen so genannten "Judenkönig" Adolf
Eichmann gegenübersitzt, um seine Mutter zu retten.
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