PRESSE
ERKLÄRUNG
Jüdische
Großeltern?
Arbeitsgruppe
„Zwischen den Stühlen“ auf dem Kirchentag

Schnappschüsse
vom Kirchentags-Stand ► |
Wer auf der Suche nach
jüdischen Vorfahren ist, gerät vielleicht während des Evangelischen Kirchentages
in Köln am Stand der Arbeitsgruppe „Zwischen den Stühlen“ in der Messehalle 2.1
auf die richtige Spur. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ wird der Bonner
Diplom-Psychologe Ulrich Weichbrodt über die Erfahrungen bei der Recherche
seiner Familiengeschichte berichten und Interessierte mit einem Leitfaden zur
effektiven Archiv- und Internetsuche unterstützen.
Ein Plakat mit der Aufschrift
„Jüdische Großeltern? Forschen Sie nach!“ wird sichtbar auf diese Aktion
hinweisen. Sie soll die Besucher des evangelischen Laientreffens darauf
aufmerksam machen, dass es während der Nazizeit rund eine halbe Million vor
allem evangelischer Christen gab, die jüdische Wurzeln hatten und als sog.
Halbjuden Diskriminierungen und Verfolgungen erlitten. |
Ihre Kirche habe ihnen nur
selten beigestanden, betonte die Initiatorin der Arbeitsgruppe „Zwischen den
Stühlen“, die Kölner ev. Theologin Brigitte Gensch. Vielmehr seien sie häufig
sogar aus der Kirche heraus bei den Behörden denunziert worden. Nach 1945 habe
es innerhalb der Kirchen kaum eine Debatte über ihr Fehlverhalten und ihre
Schuld gegeben. Und so hätten auch die Betroffenen keine Möglichkeiten gehabt,
ihre Traumata zu bearbeiten und geschwiegen. Brigitte Gensch macht dafür eine
Jahrhunderte alte „christliche Judenfeindschaft und Israelvergessenheit“
verantwortlich. Vor einem Jahr gründete sie deshalb eine Einrichtung und einen
Verein – „Der halbe Stern“ –, die sich für die damals Verfolgten und ihre
Nachfahren einsetzen und ihnen auch psychosoziale Hilfe angedeihen lassen.
Auf dem Kirchentag will
„Zwischen den Stühlen“ über die Dimensionen der Verfolgung während der NS-Zeit
für sog. „Vaterjuden“, „jüdische Mischlinge“ und „christliche Nichtarier“
informieren. Das soll u.a. am Freitag, den 8. Juni 2007 von 10:30 – 13:30 Uhr
mit einem Werkstattgespräch in der Kreuzkapelle Köln-Riehl (Stammheimer Str. 22)
geschehen. Hier unterhielt die Evangelische Kirche während der Nazi-Zeit eine
der wenigen Hilfsstellen im Deutschen Reich, die getauften Juden Unterstützung
gewährte.
An dem Werkstattgespräch unter
dem Titel „Bist Du Jud’ oder Christ?“ werden neben Brigitte Gensch und Ulrich Weichbrodt die emeritierte Bonner Historikerin Annette Kuhn und die Doktorandin
Ruth Zeifert teilnehmen. Annette Kuhn hat in ihrem Buch „Ich trage einen
goldenen Stern“ das Schweigen ihrer Eltern und die Entdeckung ihrer jüdischen
Herkunft zum Thema gemacht. Ruth Zeifert beschäftigt sich mit den
Identitätsproblemen von sog. Vaterjuden, die nach den Rassegesetzen der Nazis
Halbjuden waren, vom traditionellen jüdischen Religionsrecht aber nicht als
Juden angesehen werden.
Der Stand der Arbeitsgruppe
wird während der gesamten Dauer des Kirchentages kompetent besetzt sein. Ein
Büchertisch, eine ausführlichen Literaturliste, aufbereitete Statistiken und ein
Recherche-Leitfaden werden darüber hinaus Interessierten bei der Orientierung
helfen.
1. Mai 2007 |
Auf dem
Kirchentag

Bereich
Mode 3
Stichwort
Gewalt überwinden
Hausnummer
2.1 C21

 |